Der Sinn von Krankheiten



Ob es ein Schnupfen, ein Beinbruch, Bauchschmerzen, eine Allergie oder ein Hexenschuss ist: Wer krank ist, möchte möglichst schnell wieder gesund werden. Eine Krankheit zu haben bedeutet - neben diverser Schmerzen - Einschränkungen im Alltag hinnehmen zu müssen, unter Umständen ans Bett gefesselt zu sein oder sogar den geplanten Urlaub absagen zu müssen. Krankheit nervt und kommt natürlich immer zum falschen Zeitpunkt.
Wer eine Krankheit erfolgreich überstanden hat - sei es mit Hilfe von Bettruhe, Tabletten oder Operation - hat sie in der Regel recht schnell vergessen. Viele Krankheiten ziehen sich aber in die Länge, treten immer wieder auf oder sind so schwerwiegend, dass man sich nicht oder nur langsam von ihnen erholt. Spätestens dann stellt sich so mancher die Frage: Was will mein Körper mir eigentlich sagen? 
Die naturwissenschaftliche Darstellung von Krankheit erfasst einen Bereich, der rein im Organischen abläuft. Die Nase ist dicht, der Hals ist rau? Nasenspray und Halstabletten sind die Mittel der Wahl. Diese können Symptome auch gut behandeln. Aber: Warum ist die Krankheit denn überhaupt ausgebrochen?
Dass Krankheit durchaus einen Sinn hat, erkannte man zu ersten Mal bei der Erforschung der Neurose durch Psychoanalyse und Tiefenpsychologie. Spätestens seitdem ist klar: Der Mensch ist mehr als sein Körper. Das geistige Prinzip durchdringt ihn in allen seinen Teilen. Nicht ein einzelnes Organ sondern der Mensch in seiner Ganzheit wird von einer Krankheit erfasst.

Allen Krankheiten liegt eine tiefere Ursache zugrunde

Wir können uns den Körper wie eine Leinwand vorstellen, die die Gegebenheiten unserer Innenwelt spiegelt. Letztlich ist jede Krankheit - von leichten Erkältungen über Unfälle bis hin zu lebensbedrohlichen  Erkrankungen - geistig-seelischen Ursprungs (das gilt auch für psychosomatische Erkrankungen wie Depression).* Der Weg der Krankheit - und der der Heilung - geht somit immer in eine Richtung: Von innen nach außen.
Ein einfaches Beispiel: Wenn ein Mensch ständig unter Druck steht - sei es beruflich oder privat - und sich keine Ruhe gönnt, für den ist eine leichte Erkältung vermutlich ein Hinweis darauf, dass es an der Zeit ist, für Ausgleich zu sorgen. Ignoriert er die Signale, dann wird sich aus der Erkältung möglicherweise eine schwere Grippe entwickeln, die den Menschen jetzt dazu zwingt, für mehrere Tage im Bett zu bleiben.
Anders ausgedrückt: Wenn ein Mensch ein bestimmtes Verlangen wie inneren Frieden oder Ruhe in sich spürt, er die Bedingungen dafür aber nicht vorfindet, kann es zu einer Erkrankung kommen, die Frieden am "falschen" Platz erzeugt. Denn die Kräfte, die inneren Frieden herstellen können, sind potentiell immer vorhanden. Werden sie aber auf der seelisch-geistigen Ebene nicht genutzt - wo sie gesundheitsfördernd wirken würden - verschieben sich diese ungenützten Kräfte immer tiefer in das unbewusste Körperleben und der Betreffende entwickelt eine Krankheit. Das kann beispielsweise eine Grippe sein genau so wie Rheuma, Migräne, Hautkrankheiten, Husten, Rückenschmerzen, Herzinfarkt, Krebs uvm.. Auch ein plötzlicher Unfall kann - unbewusst herbeigeführt - das Gleiche zum Ziel haben.

Unser Körper ist nicht dumm. Im Gegenteil: Er ist perfekt. Von Natur aus besitzt jeder von uns optimale Heilungs- und Regenerationskräfte. Es kostet unseren Körper vielmehr unglaublich viel Kraft, eine Krankheit hervorzubringen - nämlich jede Menge zusätzliche Kräfte aus dem Seelisch-Geistigen, um diesen Extraaufwand zu leisten. Ein normaler Organismus hingegen möchte gesund sein und besitzt auch alle Voraussetzungen dafür.
Heilung bedeutet nun, diese Kräfte wieder an ihren richtigen Platz zu bringen und Kräfte im Körper aufzurufen, die sie dorthin transportieren. Heilung geschieht dann, wenn der Mensch sich bewusst macht, was ein Krankheitssymptom für ihn und seine Situation symbolisiert.

Unser wahres Wesen ist immer gesund. Wir erleben Krankheiten, um uns weiterzuentwickeln. Krankheiten sind als Symptome nur der äußere Ausdruck einer inneren Ursache, die sich zwar mit Medikamenten oberflächlich beheben lassen. Doch wenn wir die dahinterliegende Ursache nicht durch geistige Veränderungen beheben, dann werden immer wieder die gleichen oder ähnliche Krankheiten in unserem Leben auftreten.
Eine Krankheit zwingt uns förmlich zu Veränderungen unserer Denk- und Sichtweise auf die Welt, in der wir leben und wie wir leben. Herausforderungen sind nicht dafür gedacht, um uns das Leben zu erschweren, sondern um uns Lern- und Wachstumschancen zu bieten. Entwicklung bedarf häufig einer Krisensituation, um fortschreiten zu können. Der Eindruck von der Sinnlosigkeit des Leidens entsteht nur dann, wenn der Zusammenhang nicht mehr sichtbar ist, in dem dieses Leiden existiert.
Der Weg zur Gesundheit besteht darin, die wahre Ursache der Symptome zu erkennen und sich danach auf die Lösung zu fokussieren, also auf die Transformation des Selbst durch die Veränderung der Sichtweise.
Krankheiten sind kein Fehler der Schöpfung, sondern ein wichtiges Werkzeug auf dem Pfad der Entwicklung und Selbsterkenntnis. Krankheitssymptome liefern uns auf symbolischer Ebene immer Hinweise, warum wir krank sind. Sie machen deutlich, wo wir aus unserem physischen, mentalen oder emotionalen Gleichgewicht geraten sind. Sie bieten uns die Chance, wieder in unsere Mitte und zur ganzheitlichen Balance von Körper, Geist und Seele zu gelangen. Jede Krankheit, jede Schwierigkeit in unserem Leben enthält eine Botschaft für uns, um uns wachzurütteln. Wir sollten also gut hinhören.

*Natürlich gibt es auch unmittelbare Ursachen von Krankheiten, die fremdverschuldet sind und gegen die wir uns kaum schützen können wie Erbkrankheiten oder schädliche Strahlung, Schadstoffe aus der Nahrung  usw..  Damit sie allerdings zum Ausbruch einer Krankheit führen, ist ein Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren notwendig, an der u.a. auch die Seele bzw. Psyche beteiligt ist. 

Wir müssen auf unsere Seelen hören, wenn wir gesund werden wollen.
Letztlich sind wir hier, weil es kein Entrinnen von uns selbst gibt.
Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es keine Geborgenheit.
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich noch andere erkennen, er wird allein sein. 
Alles ist mit Allem verbunden. 

(Hildegard von Bingen)


Quellen: 
https://www.zeit.de/2000/48/zeit5048.xml
https://www.komm-in-balance.net/sinn-von-krankheit/
https://www.hermetik-international.com/de/was-ist-der-sinn-von-krankheiten/ 
http://www.anthroposophie-lebensnah.de/lebensthemen/krankheit/grundlegendes-zum-sinn-von-krankheit/ 

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Foto: Pixabay





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