Was ist Schamanismus (und welche Bedeutung hat er heute für uns)?


Der Schamanismus gilt als das älteste Kulturerbe der Menschheit. Die Grundlage dieser Art, das Leben zu betrachten, ist die Überzeugung, dass alles, was ist, beseelt ist und sich beständig wandelt und sich mitteilt. Der Mensch wird nicht isoliert betrachtet, sondern stets in Verbindung mit der ihn umgebenden sichtbaren und unsichtbaren Welt.
Der Schamanismus blickt auf mindestens 40 Jahrtausende spirituelles Erfahrungswissen zurück - und dies in nahezu allen Kulturen der Welt. Im engeren Sinne bezeichnet man die traditionellen ethnischen Religionen des Kulturareals Sibirien als Ursprung des Schamanismus. Die Bezeichnung Schamanismus leitet sich den meisten Autoren zufolge von dem aus Sibirien entlehnten Wort „Schamane“ ab, mit dem die tungusischen Völker ihre Geisterbeschwörer bezeichnen. Das Wort entstammt vermutlich dem tungusischen šaman. Möglichwerweise stammt es  ab vom Verb sambi, das soviel heißt wie „wissen, kennen, durchschauen“. Andere Übersetzungen lauten: "Einer, der mit Hitze und Feuer arbeitet".

Im Allgemeinen wird die aus Sibirien entlehnte Bezeichnung Schamane verwendet, um spirituelle Meister zu bezeichnen, die über magische Fähigkeiten verfügen und eine Verbindung zur "Anderswelt" herstellen können. Im ursprünglichen Sinne hing der Schamanismus daher eng mit der Heilung von Kranken, mit Bestattungsriten und mit Jagdzauber zusammen. Heute steht (vor allem hier im Westen) bei schamanischen Praktiken hauptsächlich die Heilung von Krankheiten im Vordergrund.

Wichtig an der Stelle zu erwähnen ist, dass sich zwar viele Heiler heutzutage als "Schamanen" bezeichnen. In Wirklichkeit wenden sie allerdings lediglich die schamanische Heilkunst an. Das heißt nicht, dass sie damit weniger Erfolg haben. "Echte" Schamanen durchlaufen allerdings eine lebenslange, teils harte, durch Entbehrungen und Grenzerfahrungen geprägte Ausbildung. Dabei geht es um weit mehr als um die Kunst, sich mit Geistern zu verbinden. Es geht auch um Selbstaufgabe, Hingabe und Verschmelzung. Schamanismus umfasst ihr gesamtes Leben und beschränkt sich nicht nur auf eine Berufbezeichnung.

Seit eh und je haben Menschen in aller Welt Schamanen aufgesucht, um Heilung zu erfahren. Für manche Völker sind Schamanismus und Geisterwelten auch heute noch so alltäglich wie Sonnenaufgänge. Haben sie Rücken- oder Gelenkschmerzen, will die Seele eines verstorbenen Verwandten nicht zur Ruhe kommen, werden sie von schrecklichen Träumen oder Sorgen geplagt, dann suchen sie einen Schamanen auf. Wird jemand schwer krank, ist ein Schamane oft die letzte Hoffnung. Dass einige Menschen die Gabe haben, mehr sehen und hören zu können als andere, ist für sie nichts Ungewöhnliches. Die meisten Probleme, so glauben sie, rühren ohnehin daher, dass es irgendwo noch einen Ahnenkonflikt aus der Vergangenheit zu lösen gilt. Sie stellen sich also nicht die Frage, ob Geister existieren, sondern wollen vielmehr wissen, wie man mit ihnen kommuniziert. Schamanen fungieren als die Vermittler zwischen der hiesigen und der Geistigen Welt.

Schamanische Rituale


Rituale spielen im Schamanismus eine zentrale Rolle: Rituale zu Sonnenwenden und Mondfesten, Feuertanz, Sommer- und Gewitterrituale sowie Fasten, Icaros (Medizingesänge), Schwertkämpfe, Tanzen, Trancereisen uvm..
Die vielfältigen Rituale, die bei einem Schamanen immer in Bezug zur Natur, zu den Elementen, zu der Tier-, Pflanzen- und Mineralwelt stehen, erfolgen in der Regel mit Hilfe von Werkzeugen wie einer Trommel, Klangschalen, Federn oder einer Rassel sowie unter Verwendung von Düften und Räucherungen. Zur Heilung von Kranken stellt der Schamane durch sie Kontakt zu den heilenden Kräften her und leitet sie zu der betreffenden Person, so dass deren Selbstheilung einsetzen kann. 

Aus schamanischer Sicht entstehen Krankheiten dann, wenn man etwas zu viel in sich hat - beispielsweise einen Krankheitserreger, der eingedrungen ist. Man wird außerdem krank, wenn einem etwas fehlt, was wiederum Kraft- und Energieverlust verursacht. Was zu viel ist, muss entfernt werden. Was fehlt, muss wiederhergestellt werden.
Beim schamanischen Heilen steht immer die spirituelle Dimension von Krankheit im Fokus. Als Hauptursache für Erkrankung gilt das Gefühl des Abgetrenntseins von sich selbst und vom Leben. Dies führe zunächst zu Energieverlust, wiederkehrenden Problemen und Vertrauensmangel bis hin zu körperlichen Symptomen. Heilung ist deshalb möglich, weil wir nicht nur Körper sind, sondern Geistige Wesen und weil alles mit allem verbunden ist. Nicht der Schamane ist der eigentlich Heiler, sondern die Geistige Welt. Ein Schamane sorgt lediglich für die Wiederverbindung.

Schamanismus in der heutigen Zeit


In vergangenen Zeiten war der Schamanismus nur einigen Wenigen zugänglich, die mit ihrer Weisheit ihren Stamm führten und heilten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Schamanen und die Kulturen, aus denen sie stammten, generell als „primitiv“ betrachtet. Medizinmänner, Zauberer und Schamanen hatten meist den Ruf von Scharlatanen, die die Gutgläubigkeit der Menschen ausnutzten, die sich anders nicht zu helfen wussten.
Heute ist das anders. Die Schwingung des Planeten ändert sich. Wir steuern auf ein neues Zeitalter zu. Jede Seele strebt wieder nach Verbundenheit und Einheit mit den unsichtbaren Seelenkräften, die alles miteinander verbinden  - der Schamanismus erlebt jetzt sozusagen sein "Revival". Durch schamanische Reisen in die Anderswelt kann die Seele Kontakt zu ihren Seelenkräften aufnehmen. Sie kann somit Einfluss auf die ursächliche Ebene nehmen und diese heilen, harmonisieren und transformieren. Die Seelenkräfte zeigen sich häufig als Krafttiere, Schutzgeister, Pflanzenkräfte und innere Führer, die den Menschen unterstützen und Kraft und Hilfestellungen im konkreten Leben geben. 

Auch stellen immer mehr Menschen fest, dass die Schulmedizin an Grenzen stößt, weil der Körper eben nicht nur aus Knochen, Fleisch und Blut besteht, sondern auch Geist und Seele umfasst und nicht davon getrennt werden kann. In der Heilung spielt nicht länger nur die Bekämpfung der Symptome, sondern die Suche nach der Ursache eine zunehmende Rolle. Hier kann der Schamanismus wertvolle und unterstützende Hilfe leisten.


Sei stets in bewusster Verbindung mit der Erde, dem Himmel, mit dir selbst und deinen Gefühlen. Genieße dein Begehren, deinen Körper, begib dich auf die Suche nach deinen Urkräften, nutze sie mit Weisheit und handele stets in Liebe. Alles, was wir brauchen, ist bereits in uns. Seit Anbeginn der Zeit. Krankheit entsteht durch Selbstverachtung, Leid durch Angst, Einsamkeit durch Vergessen.


Aus: Happinez 8/2018


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Fotos: Pixabay

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